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Die digitale Schule

Lernentwicklungsgespräch Grundschule: Definition & Ablauf

Das Lernentwicklungsgespräch in der Grundschule bietet in einigen Bundesländern eine Alternative zum klassischen Zwischenzeugnis und bietet Raum für Austausch zwischen Lehrkräften und ihren Schüler/innen. Mehr über die Definition, den erfolgreichen Ablauf und die Vorbereitung des Lernentwicklungsgesprächs erfahren Sie im folgenden Blogbeitrag:

Inhaltsverzeichnis:

Lernentwicklungsgespräch in der Grundschule - Kind und Lehrkraft sprechen an einem Tisch

1. Was ist ein Lernentwicklungsgespräch?

In einem Lernentwicklungsgespräche (kurz LEG) tauschen sich Lehrkraft, Schüler/in und Eltern über die Stärken, Schwächen und Lernziele des Kindes aus. Damit ersetzt oder ergänzt (je nach Bundesland) das dokumentierte Lernentwicklungsgespräch in der Grundschule das Halbjahreszeugnis in den Schuljahren 1-3. Zentral ist, dass die Lehrkraft das Lernentwicklungsgespräch mit dem Kind auf Augenhöhe führt. Die Eltern sind zwar bei dem Gespräch anwesend, halten sich aber im Hintergrund und hören erstmal nur zu. Es soll so nicht über das Kind gesprochen werden, sondern mit ihm.
Angepasst an die begrenzte Konzentrationsfähigkeit der Kinder, sollte ein Lernentwicklungsgespräch zwischen 30 und maximal 45 Minuten dauern.
Da Lernentwicklungsgespräche ein Zwischenzeugnis mit Noten ersetzen, sind sie kein Krisengespräch, sondern stellen die individuelle Lernentwicklung der Schüler/innen in den Mittelpunkt. Es sollen eine Bestandsaufnahme des Lernstandes und die Planung der weiteren Lernziele erfolgen. Schüler/innen sollen dabei ihr eigenes Lernentwicklungsziel formulieren und ihre Entwicklungsschritte planen, um ihr Lernen so selbstständig in die Hand zu nehmen.

2. Wann finden Lernentwicklungsgespräche statt?

Lernentwicklungsgespräche finden in der Regel ein mal jährlich jeweils am Ende des ersten Halbjahres statt. Optimalerweise sollten die Gespräche zeitnah vor dem amtlichen Termin zur Vergabe der Zwischenzeugnisse durchgeführt werden. Ob es einen festgelegten Tag für alle Entwicklungsgespräche gibt, oder ob individuelle Termine zwischen den Familien und der Lehrkraft festgelegt werden, kann je nach Grundschule variieren.

Lernentwicklungsgespräch in der Grundschule - Frau und Mädchen am Flipchart

3. Sind Lernentwicklungsgespräche verpflichtend?

Die Regelungen für Lernentwicklungsgespräche unterscheiden sich je nach Bundesland. Während in Hamburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen Lernentwicklungsgespräche bereits seit Jahren verbindlich sind, setzen Rheinland-Pfalz und Brandenburg je nach Schuljahr auf eine Kombination aus Gespräch und Noten- bzw. indikatorenbasierten Zeugnissen. In Baden-Württemberg und Bayern können die Schulkonferenzen selbst darüber entscheiden, ob an der Schule Lernentwicklungsgespräche durchgeführt werden. Sollten Eltern hier ein Gespräch ablehnen, wird alternativ ein “normales” notenbasiertes Zeugnis ausgestellt.

4. Welches Ziel verfolgen Förder- und Entwicklungsgespräche?

Im Mittelpunkt des Lernentwicklungsgespräche stehen die individuellen Kompetenzen und Leistungen des Kindes, die sowohl von der Schülerin oder dem Schüler selbst als auch von der Lehrkraft eingeschätzt werden sollen. Während des Gesprächs sollen so Lernstand, Leistungsvermögen und auch Förderbedürfnisse sichtbar werden. Ein Ziel des LEGs ist es die Kinder an eine gelungene Einschätzung ihrer eigenen Leistungsfähigkeit heranzuführen, damit sie ihr Lernen, ihre Fortschritte und ihren Kompetenzerwerb reflektieren und sich ihrer persönlichen Lernprozesse bewusst werden können. Schüler/innen sollten in den Reflektionsprozess aktiv eingebunden werden, z.B. bereit durch das Führen eines Lerntagebuchs im Unterricht, denn so entwickeln sie eine positive Einstellung zum Lernen und das Vertrauen in ihr Können wird gestärkt.

5. Was gehört alles in ein Entwicklungsgespräch?

Da das Lernentwicklungsgespräch als Alternative zum klassischen Zwischenzeugnis mit Noten durchgeführt wird, sollten alle Fächer des letzten Halbjahres, sowie die Entwicklung des Kindes und das Sozialverhalten im Gespräch thematisiert werden. Da der Zeitrahmen begrenzt ist, können natürlich nicht sämtliche Kompetenzen angesprochen werden, allerdings sollte jedes Fach mit einbezogen und jeweils sinnvolle Schwerpunkte gesetzt werden. Außerdem sollte Raum für Fragen und Unsicherheiten seitens des Kindes und der Eltern gegeben werden. Am Ende des Gespräches steht eine Zielvereinbarung. Diese wird mit dem Kind gemeinsam entwickelt und im besten Fall vom Kind eigenständig formuliert.

Lernentwicklungsgespräch in der Grundschule - Frau spricht mit Mädchen

 

Die Vorbereitung des Lernentwicklungsgsesprächs liegt überwiegend auf Seiten der Lehrkraft, da diese das Gespräch mit den Schüler/innen und deren Eltern leitet. Als Vorbereitung für das Gespräch füllen sowohl die Lehrkraft, als auch jedes Kind (mit Unterstützung der Eltern oder im Unterricht) einen Selbsteinschätzungs- bzw. Beobachtungsbogen aus, welcher die Kompetenzen der einzelnen Fächer, sowie das Sozial- und Arbeitsverhalten der Kinder abfragt. Diese Fragebögen bilden die Basis für die Inhalte des Lernentwicklungsgesprächs. Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München (ISB) stellt Vorlagen für Dokumentationsbögen für das Lernentwicklungsgespräch zur Verfügung.
Besonders wichtig ist es außerdem, ein kindgerechtes Bewertungsschema für die Selbsteinschätzung festzulegen und eine Konzept für das Besprechen und Vergleichen der vorbereiteten Bögen auszuarbeiten.
Informieren Sie die Eltern und auch die Kinder frühzeitig über das anstehende Lernentwicklungsgespräch und bereiten Sie sie darauf vor, worum es in dem Gespräch gehen wird. So können sich alle Beteiligten gut auf den Termin vorbereiten und können ohne Ängste oder Unsicherheiten am Gespräch teilnehmen.

Bei der Weitergabe von Informationen und der Terminfindung können digitale Lösungen wie Sdui Sie unterstützen, z.B. durch digitale Elternbriefe per News oder einfachem Austausch im privaten Chat. Mehr Informationen über hilfreiche Funktionen finden Sie hier.

7. Wie läuft ein Lernentwicklungsgespräch ab?

Der grundlegende Ablauf eines Lernentwicklungsgesprächs sollte in allen Bundesländern und Schulen ähnlich sein, allerdings können die Durchführung sowie die genutzten Materialien während des Gesprächs individuell und kreativ ausgestaltet werden.

  1. Einstieg in das Gespräch
    Stellen Sie eine angenehme Gesprächsatmosphäre her, in der sich die Kinder und ihre Eltern wohlfühlen. Sorgen Sie dafür, dass das Kind sich als gleichberechtigte/r Gesprächspartner/in wahrnimmt, z.B. durch gemeinsames Sitzen an einem runden Tisch. Wenn Sie bereits im Voraus erklärt haben, worum es im Lernentwicklungsgespräch gehen soll, fällt es ihren Schülern und Schülerinnen oft leichter
  2. Der Vergleich der Kompetenzeinschätzung
    Achten Sie auf einen stärkenorientierten Einstieg in den inhaltlichen Teil des Gesprächs und beginnen Sie den Austausch über die vorbereiteten Entwicklungsbögen immer mit den Stärken des Kindes. Überlegen Sie dazu gemeinsam mit dem Kind, was es besonders gut kann oder lassen Sie es eine besonders gelungene Arbeit aus dem letzten Schulhalbjahr präsentieren. Halten Sie diese Stärken gemeinsam fest und schaffen Sie so eine positive Grundstimmung für die Besprechung der übrigen Kompetenzen. Vergleichen Sie anschließen nach und nach die einzelnen Bereiche des Bogens und vergleichen Sie Ihre Einschätzungen mit denen der Kinder. Greifen Sie einzelne wichtige Kompetenzen oder abweichende Einschätzungen auf und thematisieren Sie diese im Gespräch. Um die Kompetenzen des Beobachtungsbogens nicht einfach nur trocken abzuarbeiten, können Veranschaulichungen wie die Vergabe von Sternen oder das Setzen einer Spielfigur auf einer Skala genutzt werden. Weitere Kreative Ideen zur Auflockerung und Veranschulichung des Lernentwicklungsgesprächs inkl. Material finden Sie zum Beispiel bei materialwiese.de . Lernentwicklungsgespräch in der Grundschule - Junge spricht mit Lehrerin
  3. Zielvereinbarungen festlegen
    Nachdem alle Bereiche des Beobachtungsbogens besprochen sind, werden gemeinsam Zielvereinbarungen getroffen und notiert. Die Motivation sollte dabei vom Schüler oder der Schülerin ausgehen. Die Ziele sollten klar und verständlich formuliert, für die Kinder realistisch umsetzbar und im Verlauf der nächsten Zeit auch überprüfbar sein. Überlegen Sie sich gemeinsam praktische Übungen für die Umsetzung (z.B. jeden Tag 5 Minuten lesen üben) Die festgelegten Zielvereinbarungen werden gemeinsam notiert und an vielen Schulen vom Kind, der Lehrkraft und den Eltern unterschrieben. Ein kleines Kärtchen mit den beschlossenen Zielen in der Federmappe, kann Kinder während des Schuljahres motivieren, diese zu erreichen.
  4. Der Gesprächsabschluss
    Das Lernentwicklungsgespräch sollte in jedem Fall mit einem optimistischen Ausblick abgeschlossen werden. Sowohl die Schüler/innen, als auch die Eltern erhalten ein Protokoll des Gesprächs. Es kann sinnvoll sein, von den Eltern Rückmeldung über den Verlauf des Gesprächs einzuholen, auch um das Ablauf noch weiter zu optimieren. Im Unterricht sollte Wert darauf legen, die Selbstreflex­ion des Schülers weiter zu fördern, indem die gemeinsam beschlossenen Ziele im Auge behalten werden.

8. Fazit

Dokumentierte Lernentwicklungsgespräche sind in einigen Bundesländern ein zentraler Bestandtteil des Grundschulalltags und ersetzen oder ergänzen das bekannte, notenbasierte Zwischenzeugnis. Ziel des Lernentwicklungsgespräches ist der Austausch auf Augenhöhe zwischen Lehrkraft und Schülerin oder Schüler über Stärken, Schwächen und Entwicklunsgprotenziale. Es soll ein Überblick über den Leistungsstand erlangt und Lernentwicklungsziele formuliert werden. Besonders wichtig ist die gute Vorbereitung und Durchführung des Lernentwicklungsgesprächs durch die Lehrkraft und ein positiver und motivierender Ausgang des Gesprächs für die Schüler/innen.

Quellen: