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Den Schul- und Kitaalltag vereinfachen

Eingewöhnung in Kita und Kindergarten erfolgreich meistern

Kommt ein Kind in die Kita, beginnt damit der nächste große Lebensabschnitt, denn es verlässt oft zum ersten Mal die rein familiäre Betreuung. Dieser Übergang ist oft auch für Eltern eine große Herausforderung, da sie sich an das Loslassen gewöhnen müssen. Erzieher/innen können Familien dabei unterstützen, die Eingewöhnung in der Kita harmonisch zu gestalten. Im folgenden Blogbeitrag finden Sie Informationen zu verschiedenen Modellen der Kita-Eingewöhnung sowie Tipps für einen sanften Einstieg in die Kita.

Inhaltsverzeichnis:

Eingewöhnung in Kita und Kindergarten – Erzieherin spielt mit Kindern an kleinen Tischen.

1. Eingewöhnung in der Kita: Was bedeutet das eigentlich?

Der erste Tag in der Kita ist für Kinder und auch ihre Eltern oft sehr besonders und aufregend. Für die Eltern beginnt mit der Eingewöhnung in die Kita ein neuer Lebensabschnitt, während die Kinder sich in einer unbekannten Umgebung zurechtfinden müssen. Eine gelungene Eingewöhnung ist daher von großer Bedeutung, um den Start in die Kita angenehm zu gestalten. Erzieher/innen können Eltern und Kinder dank ihrer Erfahrung dabei unterstützen, die Einführung in die Kita so positiv wie möglich zu erleben.

Die Phase der Eingewöhnung beschreibt dabei grundsätzlich das sanfte Heranführen eines Kindes an das Leben in der Kita. Dabei lernen sie die Erzieherinnen und Erzieher als neue Bezugspersonen kennen und freunden sich mit dem Tagesablauf in der Kita an. Sie treffen auf andere Kinder, knüpfen neue Kontakte und finden ihren Platz in der Gruppe. In vielen Fällen hilft den Kindern die Anwesenheit eines Elternteils bei der Erkundung der neuen Umgebung, sodass sie später genug Mut haben, auch alleine in der Kita zu bleiben. Der Ablauf und der Erfolg der Eingewöhnung in der Kita ist dabei stark vom Charakter des Kindes abhängig und der Übergang muss individuell mit viel Geduld und Umsicht gestaltet werden.

2. Warum ist die Kita-Eingewöhnung so wichtig?

Eingewöhnung Kita- Darum ist sie so wichtig. Elternteil spielt mit Kindern.

Eine erfolgreiche Eingewöhnung in die Kita in den ersten Wochen ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass sich das Kind danach sicher fühlt und die Zeit im Kindergarten unbeschwert genießen kann. Fühlt es sich von Anfang an im neuen Umfeld wohl und geborgen, kann es Freund/innen finden, sich entfalten und einen Platz in der Kita-Gemeinschaft finden. Gut integrierte Kinder haben ein besseres Verhältnis zu den Erzieher/innen als Bezugspersonen und haben weniger Schwierigkeiten beim Essen und Schlafen in der Kita. Auch auf die Beziehung zwischen Eltern und Kind hat eine gelungene Eingliederung positive Auswirkungen, denn die Kinder lernen, dass ihre Eltern auch nach einem Abschied wiederkommen. Für die Erziehungspartnerschaft zwischen Erzieher/innen und Eltern ist es besonders wichtig, dass gegenseitiges Vertrauen und offene Kommunikation bestehen. Denn fühlen sich die Eltern beruhigt und sicher, können sie dieses Gefühl auf ihr Kind übertragen und den Vertrauensaufbau so noch mehr erleichtern.

3. Wie lange dauert die Eingewöhnung in der Kita?

Die Dauer der Eingewöhnung ist stark individuell vom Charakter und Alter des Kindes abhängig und kann nicht pauschal bestimmt werden. Manche Kinder sind bereits nach wenigen Tagen bereit, sich von den Eltern zu lösen, während sehr elternbezogene Kinder auch mehrere Wochen brauchen können, bis sie sich in der Kita wohlfühlen. Ebenso unterscheiden sich verschiedene Eingewöhnungsmodelle in der Dauer und setzen bis zum erfolgreichen Abschluss der Eingewöhnung zwischen zwei und vier Wochen an. Wichtig ist, dass das Kind als Individuum im Mittelpunkt steht und Eltern für die Kita-Eingewöhnung genügend Zeit einplanen, um das Kind nicht unter Druck zu setzen.

4. Was ist der Unterschied zwischen dem Berliner und Münchener Eingewöhnungsmodell?

In Deutschland gibt es zwei hauptsächlich angewendete Eingewöhnungsmodelle: Das Berliner Modell und das Münchener Modell. Beide Eingewöhnungsmodelle haben das Ziel, ein Kind innerhalb von Tagen bis Wochen erfolgreich in die Kita aufzunehmen, einzugliedern und ihm ein sicheres Gefühl zu vermitteln. Grundsätzlich sind beide Modelle auf die Eingewöhnung von Kindern unter drei Jahren ausgerichtet, können aber an individuelle Bedürfnisse angepasst und abgewandelt werden. In jedem Fall werden Eltern vor dem Beginn der Betreuung zu einem Informationsgespräch eingeladen und über die Vorteile des genutzten Modells informiert.

Das Berliner Eingewöhnungsmodell

Das Berliner Modell zur Kita-Eingewöhnung setzt darauf, den Vorgang für das Kind so einfach und natürlich wie möglich erscheinen zu lassen und besteht aus vier aufeinander aufbauenden Schritten. Die wissenschaftliche Grundlage sind Erkenntnisse der Hirn- und Bindungsforschung.

  1. Die Grundphase
    Während der Eingewöhnungsphase begleitet ein Elternteil das Kind in die Kita und verbringt die ersten Stunden mit in der Gruppe. Diese Grundphase dauert in der Regel drei Tage, während denen sich das Kind in Ruhe an die neue Umgebung und neue Personen gewöhnen soll. Die Eltern nehmen ausschließlich eine passive Rolle ein und geben ihrem Kind als “sicherer Hafen” ein Gefühl von Sicherheit. Die Erzieher/innen versuchen, ohne Druck, mit dem neuen Kind zu interagieren, durch Spiel- oder Interaktionsangebote. Ein Trennungsversuch findet noch nicht statt.
  2. Der erste Trennungsversuch
    Nimmt das Kind erste Spielangebote der neuen Bezugsperson an, ist es bereit für den ersten Trennungsversuch: Der begleitende Elternteil verabschiedet sich für circa eine halbe Stunde und zieht sich in einen anderen Raum zurück. So erhält das Kind Gelegenheit, das “Alleinsein” auszuprobieren. Das weitere Vorgehen hängt von der Reaktion des Kindes ab:

    • Bleibt das Kind ruhig und zeigt sich nicht irritiert, kann anschließend mit der dritten Phase begonnen werden.
    • Wenn das Kind anfängt zu weinen, aber von einer Erzieherin beruhigt werden kann, ist der erste Trennungsversuch genauso erfolgreich und die dritte Phase kann beginnen.
    • Fängt das Kind an zu weinen und lässt niemand anderen als sein Elternteil an sich heran, muss die Eingewöhnungszeit verlängert werden.
  3. Die Stabilisierungsphase
    In der dritten Phase des Berliner Modells übernehmen die Erzieher/innen als Bezugspersonen immer mehr Aufgaben und die Eltern sind nur noch als begleitende Personen anwesend. Über die folgenden Tage wird die Trennungszeit nach und nach verlängert, abhängig von der Reaktion des Kindes.
  4. Die Schlussphase
    Die Eingewöhnung ist abgeschlossen, sobald sich das Kind ohne Angst in der Gruppe bewegt und die Erzieherin oder den Erzieher als neue Bezugsperson akzeptiert hat. Jetzt hat es auch kein Problem mehr damit, mehrere Stunden von den Eltern getrennt zu sein. Es ist normal, wenn das Kind bei der morgendlichen Trennung noch weint, sollte sich jedoch schnell von den Erzieher/innen beruhigen lassen.

 

Das Münchener Eingewöhnungsmodell

Das Münchener Eingewöhnungsmodell ist eine Weiterentwicklung des Berliner Modells, unter besonderer Berücksichtigung des sog. Transitionsansatzes. Dieser schreibt der Kindergruppe eine besondere Relevanz bei der Eingewöhnungsphase zu. Die Eingliederung in die Kita gliedert sich in diesem Modell in fünf Phasen:

  1. Vorbereitungsphase
    In der ersten Phase besteht ein intensiver Austausch zwischen Familie und der/dem Bezugserzieher/in. Eltern werden über die Abläufe in der Kita informiert und können ihrerseits von den individuellen Bedürfnissen ihres Kindes berichten.
  2. Kennenlernphase
    Die erste Woche dient dem Kennenlernen der Kita gemeinsam mit dem Kind. Zusammen mit dem Elternteil nimmt das Kind am Tagesablauf des Kindergartens teil und lernt alle Abläufe kennen. Durch das wiederholte Beobachten können Kinder diese verstehen und sich dabei auf die Eltern als “sicherer Hafen” verlassen. Eltern übernehmen noch alle (das eigene Kind betreffenden) Aufgaben und es findet noch kein Trennungsversuch statt.
  3. Sicherheitsphase
    In dieser rund einwöchigen Phase ziehen sich die Eltern langsam zurück und der/die Erzieher/in übernimmt als neue Vertrauensperson erste Aufgaben, wie Hilfe beim Anziehen oder Essen. Die anderen Kinder der Gruppe erfüllen bei der Eingewöhnung eine Vorbildfunktion und zeigen, wie das System Kita funktioniert. Sie nehmen die neuen Kinder in die Gruppe auf und vermitteln so Sicherheit.
  4. Vertrauensphase
    In der Vertrauensphase findet der erste Trennungsversuch statt, nachdem das Kind Vertrauen in die Kita und seine neuen Bezugspersonen gefasst hat. Wichtig ist ein deutliches und bewusstes Verabschieden. Auch hier ist Weinen oder eine andere Stressreaktion normal. Lässt sich das Kind nach kurzer Zeit beruhigen und findet wieder ins Spiel mit der Gruppe, kann die Eingewöhnung als abgeschlossen betrachtet werden.
  5. Reflexionsphase
    Ist die Eingewöhnung abgeschlossen und das Kind bewegt sich ohne Unsicherheiten durch den Kita-Alltag, findet zwischen Bezugserzieher/in und Eltern ein abschließendes Reflexionsgespräch statt. Hier wird der Ablauf der Eingewöhnung rückblickend bewertet und das weitere Vorgehen in der gemeinsamen Förderung des Kindes besprochen.

Tipps und ein Beispiel für ein gelungenes Entwicklungsgespräch in der Kita finden Sie in unserem Blog-Beitrag “Entwicklungsgespräch in der Kita: Vorbereitung & Ablauf inkl. Checkliste“.

5. Wann ist die Kita-Eingewöhnung abgeschlossen?

Die Kita-Eingewöhnung ist dann endgültig abgeschlossen, wenn das Kind sich in der Kita wohl und sicher fühlt, sowie eine Bindung zu den Erzieher/innen und den anderen Kindern aufgebaut hat. Hierbei gibt es – auch bei der Eingewöhnung nach einem Modell – kein allgemeingültiges Zeitfenster, da jedes Kind individuell ist und unterschiedlich lange braucht, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. In der Regel ist die Eingewöhnung nach mehreren Monaten endgültig abgeschlossen.

Eingewöhnung in der Kita erfolreich abgeschlossen. Kinder sitzen beisammen und erzählen.

6. Wie kann man die Eingewöhnung erleichtern?

Neben dem normalen Eingliederungsprozess nach einem der vorgestellten Modelle, können Erzieher/innen und Eltern das Kind mit diesen Tipps noch besser unterstützen:

  • Gemeinsame Rituale: Feste Rituale während der Eingliederung – insbesondere in der Trennungsphase – geben dem Kind einen vertrauten Rahmen. Beispiele sind tägliches Winken am Fenster oder auch das Singen eines Liedes.
  • Richtiges Verabschieden: Die Verabschiedung fällt Kind und Eltern leichter, wenn sie kurz, aber trotzdem liebevoll ist.
  • Zeit einplanen und Überforderung vermeiden: Das Kind soll sich in seinem eigenen Tempo auf die neue Umgebung, das pädagogische Fachpersonal und die anderen Kinder einstellen können.
  • Vertraute Dinge: Oft helfen auch vertraute Dinge wie ein geliebtes Kuscheltier, der Schnuller oder das Lieblingstuch, um den Übergang zu erleichtern.
  • Vertrauen zwischen Eltern und Erzieher/innen aufbauen: Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Eltern und pädagogischer Fachkraft überträgt sich häufig auch auf das Kind und hilft bei der Eingliederung.
  • Eingewöhnung auf Raten: Es sollten höchstens zwei Kinder gleichzeitig eingewöhnt werden. Wichtig ist vor allem, dass ein Kind eine/n feste/n Bezugserzieher/in hat.

7. Was tun, wenn die Eingewöhnung in die Kita nicht klappt?

Trotz größter Bemühungen bei der Kita-Eingliederung kann es vorkommen, dass sich Kinder auch nach längerer Eingewöhnungszeit nicht von den Erzieherinnen und Erziehern beruhigen lassen. Dann sollten Erzieher/innen und Eltern ins Gespräch gehen und gemeinsam eine Lösung finden. Im Falle einer gescheiterten Eingewöhnung kann es sinnvoll sein, erst einige Monate später einen weiteren Versuch zu starten. In der Zwischenzeit können Eltern mit Kindern üben, Vertrauen zu anderen Bezugspersonen zu fassen. Zum Beispiel, indem sie ihr Kind mit vertrauten Personen –wie Großeltern oder engen Freunden – für eine Zeit lang alleine lassen.

8. Fazit

Eingewöhnung Kita - Fazit - Kinder sitzen mit Erzieherin rund um Tisch und basteln.

Eine gute Eingewöhnung in die Kita ist von großer Bedeutung für das Wohlbefinden des Kindes und den Start in den Kita-Alltag. Eine offene Kommunikation zwischen Erzieher/innen und Eltern sowie Geduld während des Eingewöhnungsprozesses sind entscheidend für einen erfolgreichen Start in die Kita. Die meisten Kindergärten in Deutschland arbeiten dabei entweder mit dem Berliner Modell oder dem Münchener Modell zur Eingewöhnung. Beide Modelle setzen auf eine langsame und von den Eltern begleitete Eingliederung der Kinder in die Kita und unterscheiden sich in der Dauer der Eingliederungszeit, sowie dem Zeitpunkt des ersten Trennungsversuches. Nach einer erfolgreichen Eingliederung bewegen sich Kinder ohne Ängste in der Kita und haben Vertrauen zu den Erzieher/innen als Bezugspersonen, sowie den anderen Kindern gefasst.

 

Quellen: